Vor allem im Frühjahr sind große Schafherden insbesondere in ländlichen Gegenden keine Seltenheit. Häufig werden die Mutterschafe dabei von ihren kleinen Lämmern begleitet – ein idyllischer Anblick, der jedoch meist nur von kurzer Dauer ist. Denn im Anschluss an die so genannte Kolostralmilchphase, in der sich die Lämmer noch von der Milch der Mutterschafe ernähren, werden die Lämmer daraufhin mit Ersatzmilch gefüttert. Das Mutterschaf kann nun mehrmals täglich gemolken und seine Milch für die Herstellung von Schafsmilchprodukten verwendet werden.
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Lämmeraufzucht ist kein Kinderspiel
Selbst für erfahrene Schäfer ist die Aufzucht der Lämmer mit Ersatzmilch eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe. Schließlich dürfen die Portionen hier weder zu klein noch zu groß sein. Abgesehen davon entscheiden aber auch die Bedingungen unmittelbar nach der Geburt mit darüber, ob die Lämmeraufzucht erfolgsversprechend ist. Bei guten Aufzuchtbedingungen legt ein gesundes Lamm täglich um die 350 Gramm an Gewicht zu. Die konstante Dokumentation der Gewichtsentwicklung der einzelnen Lämmer (im Vergleich zum Geburtsgewicht) liefert einen guten Anhaltspunkt über die Menge an Milch, die für die darauffolgende Ernährung mittels Ersatzmilch erforderlich ist.
Ideale Ausgangsbedingungen für die Lämmeraufzucht
Es empfiehlt sich, die Mutterschafe kurz vor der Niederkunft für eine Weile von der restlichen Herde zu trennen. So können die Schafe nicht nur ihre Lämmer ungestört und stressfrei zur Welt bringen. Zudem werden ältere Lämmer oft zu „Milchräubern“, die jüngere Artgenossen verdrängen, um selbst an die gehaltvolle Kolostralmilch zu gelangen. Aus diesem Grund macht es Sinn, Lämmer und Mutterschafe erst später wieder mit der kompletten Herde zusammenzubringen. Zunächst sollten die neugeborenen Lämmer stattdessen mit anderen, gleichaltrigen Lämmern zusammengeführt werden. Auf diese Weise gewöhnen sie sich auf der einen Seite an das Leben in der Herde, können aber aufgrund der kleinen Gruppengröße ihre Mutter schneller finden.
Fütterung und Aufzucht mit Ersatzmilch
Wird das Lamm nach der Kolostralmilchphase von der Mutter getrennt, muss sichergestellt werden, dass es mit dem künstlichen Sauger auch tatsächlich umgehen kann. Es kann notwendig sein, das Lamm für eine kurze Zeit mit einer sogenannten Milchflasche an den Sauger oder zu gewöhnen. Da Schafe nunmal Herdentiere sind, sollte das Lamm auch währenddessen auf keinen Fall einzeln gehalten werde. Zu Beginn der Lämmeraufzucht ohne Muttertier sollten daher 5 Lämmer gleichen Alters, Entwicklungsstand und Vitalität zusammen in einer kleinen Herde gehalten werden. Die Fütterung erfolgt dann über einen Eimer, der fünf Saugstellen in Form von „Nuggis“ bereit hält. So können die Lämmer zeitgleich mit dem Trinken beginnen.
Die richtige Aufzuchtmilch
Nach der Trennung von den Mutterschafen sollten die neugeborenen Lämmer über einen Zeitraum von 3 Monaten täglich vier Mahlzeiten erhalten. Die Menge im Tränkeimer sollte dabei pro Mahlzeit durchschnittlich 300 Milliliter Milch pro Lamm enthalten. Bei genau 5 Lämmern entspräche dies einer Menge von 1,5 Litern. Als Ersatzmilch kann beispielweise ein Gemisch aus Lämmermilchpulver und Wasser oder frischer Kuhmilch verwendet werden.
Die ideale Temperatur zum Füttern beträgt 39-35 Grad. Die Milch sollte bei dieser Temperatur sofort verfüttert werden. Zu große Fütterungsmengen können bei Lämmern starke und lebensbedrohliche Durchfälle zur Folge haben. Dies kann auch passieren, wenn ein Lamm während einer Mahlzeit mehr Milch zu sich nimmt als die anderen Tiere in der Herde.
Lämmerfütterung überwachen
Um das Auftreten von Durchfall während der Lämmeraufzucht zu vermeiden, ist es ratsam, die Fütterung der Lämmer genau zu beobachten. Trinken einzelne Lämmer langsam oder gar nicht, muss ebenso eingegriffen werden wie bei gierigen, rüpelhaften Trinkern. Darüber benötigen Lämmer bereits nach wenigen Tagen auch feste Nahrung, um einen gesunden Pansen zu entwickeln. Raufutter wie Heu und Silage sollte ebenso gereicht werden wie erstes Kraftfutter.
Fazit zur Lämmeraufzucht
Generell gilt die Aufzucht von Lämmern als aufwändig und erfordert ein hohes Maß an Zeit und Fachkenntnis. Erst nach drei Monaten mit einem Gewicht von durchschnittlich 30 Kilogramm benötigen Lämmer keine Milch mehr und können in größeren Herden zusammengeführt werden.
Quellen:
ofm.ch/milchschaf/milchbetriebe.htm
Verlag Eugen Ulmer: „Schäfereikalender 2018: Schwerpunkt Lämmeraufzucht: Jedes Lamm zählt“, August 2017
Wir haben Kamerunschafe. Drei Schafe haben im Zeitraum von 7 Tagen gelammt. Ein Mutterschaf hat einen sehr kleinen Euter und verweigert nach 14 Tagen seinem Lamm das säugen. Wir haben es jetzt einzeln gestellt und versuchen es jetzt mit der Flasche zu ernähren. Wieviel Milch braucht ein Kamerunlamm in welchen Abständen am Tag?
Hallo Herr Ludewig, herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Grundsätzlich beginnt Die Lämmeraufzucht natürlich mit einer bedarfsgerechten Fütterung der Mutterschafe. Darauf sollte man immer achten, denn die Milchbildung erfordert einen enormen Energie- und Nährstoffbedarf für das Muttertier. Eine Kraftfuttergabe für dieses sollte sehr eiweißreich sein. Dazu können Erbsen, Lupinen, Sojabohnen, aber auch Raps und Ackerbohnen dienen. Eine solche Mischung kann pro gesäugtem Lamm täglich 100 bis 150 Gramm Futter für die Mutter ausmachen.
Nun aber zum Lamm selbst:
Das Lamm sollte in jedem Fall gewogen werden, um die tägliche Menge der Milchfütterung bestimmen zu können. Hier sind 12 Prozent des Körpergewichts ein guter Richtwert für die tägliche Trinkmenge. Bei einem 4 kg schweren Lamm sind das zum Beispiel rund 500 ml am Tag, die vom 11. bis zum 24. Lebenstag in Form von drei Flaschen-Fütterungen (Lämmermilchaustauscher mit Wasser angerührt, Fütterungs-Temperatur um die 39-35 Grad Celsius) alle 6 Stunden mit einer nächtlichen Pause erfolgen sollten.
Ab der 3. Lebenswoche sollte dem Lamm zusätzlich Raufutter in Form von Heu angeboten werden, damit neben der Milchfütterung das Verdauungssystem, besonders der Pansen, sich gut entwickeln und Raufutter verwerten kann. Auch spezielles Lämmer-Kraftfutter kann jetzt schon angeboten werden. So werden die Verdauung und das Darmmikrobiom bestens gefördert.
Vom 25. bis 56. Lebenstag wird die Fütterung für das Lamm auf 800 ml gesteigert. Die Fütterungs-Intervalle können sich nun langsam auf 2 mal täglich reduzieren. Heu und Kraftfutter sollten aber zur Verfügung stehen.
In der 7.-8. Lebenswoche ist das Verdauungssystem dann auf pflanzliche Nahrung eingestellt und ein Futter gerecht für Wiederkäuer kann ausreichen – das Lamm kann also von der Milchfütterung abgesetzt werden – wenn die Raufutter-/Festfutteraufnahme groß genug ist, um die weggefallene Milchfütterung zu kompensieren.
Ich hoffe, dass Sie mit diesen Informationen eine zufriedenstellende Antwort bekommen konnten und wünsche alles Gute.
Liebe Grüße,
Birgit Lorbacher