Seit Jahrtausenden nutzen die Menschen die Milch der Kuh für sich als wertvolles Lebensmittel. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden Milchkühe ausschließlich mit der Hand gemolken. Dann begann die Entwicklung von Melkmaschinen, die heute aus der modernen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken sind. Wie und warum du beim Melken einer Kuh auf bestimmte Weise vorgehen solltest und welche Möglichkeiten du hast, den Wiederkäuer zu melken, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet melken?
Melken nennt man die Tätigkeit bei der du aus den Eutern von Kühen oder anderen milchliefernden Tieren wie Schafen und Ziegen Milch gewinnst.
Warum gibt die Kuh uns Milch?
Kühe bilden zum ersten Mal Milch in ihrem Euter, wenn sie ihr erstes Kalb geboren haben. Die erste Milch, die Kühe für ihren Nachwuchs produzieren, wird Kolostrum oder Biestmilch genannt. Sie ist gelblich und dickflüssiger als die später gebildete Milch und enthält unter anderem mehr Anteile an von der Mutter gebildeten Antikörper. Diese sind für die Immunabwehr des Kalbes sehr wichtig. Die spätere Milch versorgt das Neugeborene mit Flüssigkeit und Nährstoffen. Die Milchbildung der Kuh macht sich der Landwirt in der Milchwirtschaft zunutze. Er trennt die Milchkuh und ihr Kalb kurz nach der Geburt und gewinnt selbst die Milch als Lebensmittel. Das neugeborene Kalb wird in der Kälberaufzucht versorgt. Wie die Geburthilfe beim Rind problemlos gelingt, kannst du in unserem Ratgeber „Geburtshilfe beim Rind – So glückt die Geburt eines Kalbes“ nachlesen.
Melkhygiene und Euterpflege für einen gesunden Milchkuhbestand
Euterreinigung und Euterpflege sind mitentscheidend für die Eutergesundheit des gesamten Michviehbestands. Die Milch ist außerdem ein sehr empfindliches Lebensmittel, so dass du als Melkerin oder Melker unbedingt auf ein sauberes Euter achten musst. Es dürfen keine Keime in das Lebensmittel gelangen.
Vor jedem Melken musst du das Gesäuge des Rindes mit seinen Zitzen reinigen – besonders wichtig sind die Zitzenkuppen, da hier die Milch das Gesäuge der Kuh über den Strichkanal verlässt und die Infektionsgefahr groß ist. Mit hygienisch reinen Vliestüchern oder Einwegtüchern kannst du die Euterhaut sanft abwischen.
Du als Melkerin oder Melker musst vermeiden, dass Keime von einem kranken Rind an gesunde Tiere weitergegeben werden. Deswegen solltest du dich immer zuerst mit den eutergesunden Kühen beschäftigen. Dann sind die Rinder mit infektionsverdächtigen Eutern und zum Schluss die infizierten Tiere an der Reihe. Im Anbindestall kannst du dies leicht durchführen. Im Laufstall musst du auf Zwischenreinigung des Melkzeugs achten und regelmäßig die Hände waschen.
Neben der Reinigung des Gesäuges ist es wichtig, es richtig zu pflegen, damit es gesund bleibt. Nachdem du es gereinigt hast, kannst du Schmiermittel wie Melkfett dünn auf die Zitzenhaut auftragen. Damit hälst du die Reibung beim Melken möglichst gering und das Melkfett sorgt dafür, dass Hautirritationen vermieden werden. Auch Dipmittel kannst du äußerlich anwenden.Du tunkst einfach die Zitzen in einen Dipbecher mit Dipmittel. Das Dipmittel wirkt keimabtötend, so dass die Milch nicht verunreinigt wird und die Keime sich nicht im Bestand ausbreiten können. Nach dem Melken schützt du den Strichkanal durch das Dipmittel vor eindringenden Krankheitserregern.
Vormelken und prüfen der Eutergesundheit
Egal, ob du mit der Hand oder mit der Melkmaschine melkst: Du musst jedes Tier zu Beginn des Melkens vormelken. Auf diese Weise siehst du, ob das Drüsengewebe des Euters gesund ist und die Qualität der Milch stimmt. Nachdem du das Gesäuge mit sauberem Tuch und warmen Wasser gereinigt hast, werden Milchstrahlen in einen Vormelkbecher abgemolken. Damit überprüfst du die Milchqualität. Du achtest insbesondere darauf, ob die Milch farblich verändert ist oder sich Flocken gebildet haben. Veränderte Kuhmilch darf nicht in die Lebensmittelkette gelangen.
Das Vormelken ist außerdem wichtig für das Einschießen der Milch in den Euter. Das Einschießen wird über das Hormon Oxytocin gesteuert. Das Oxytocin bewirkt, dass sich muskuläres Eutergewebe zusammenzieht. Dadurch wird die Milch in die Milchsammelräume des Euters gedrückt, so dass sie ihn beim Melken leicht durch den Strichkanal verlassen kann. Zwischen Vormelken bis zum richtigen Melken sollte nicht viel mehr als eine Minute vergehen. So nutzt du die Wirkung des Oxytocins am besten. Das heißt für dich: Zügig arbeiten!
Kühe melken von Hand
Früher wurden Milchkühe mit der Hand gemolken. Die Milch wurde mit einem Eimer aufgefangen. Die Melkerin oder der Melker benötigte pro Tier etwa eine Viertelstunde. Heute ist das die Ausnahme. Zu Zeiten der Massentierhaltung wird auf fast allen landwirtschaftlichen Höfen eine Melkmaschine eingesetzt.
Wenn du eine Kuh mit der Hand melkst, solltest du das Rind unbedingt anbinden und mit etwas Futter ablenken. Du darfst die Trittkraft der Tiere nie unterschätzen und musst vorsichtig sein, damit du nicht verletzt wirst. Nachdem du das Gesäuge gereinigt und gepflegt hast, kannst du loslegen. Ziehe Einweghandschuhe an, damit die empfindlichen Zitzen nicht verletzt und keine Keime übertragen werden. Du setzt dich auf einen Melkschemel neben das Rind, greifst an zwei der vier Zitzen und legst die Hände an die Zitzenwurzeln. Daumen und Zeigefinger bilden einen Ring. Die übrigen Finger umfassen die Zitze. Dann drückst du leicht Daumen und Zeigefinger zusammen und schiebst die Milch mit den anderen Fingern aus der Zitze heraus. Der Griff an der Wurzel muss beibehalten werden, damit die Milch nicht wieder zurückfließt. Achte darauf, dass du nicht ziehst. Wiederhole nun diese Melktechnik mit der anderen Hand an der Nachbarzitze und gewinne wechselseitig die Kuhmilch. Du führst dies so lange durch bis die betreffenden Euterviertel geschrumpft und nahezu leer gemolken sind. Jetzt kannst du auf der anderen Seite mit den beiden anderen Vierteln weitermachen.
Wie funktioniert eine Melkmaschine?
Wenn du mit der Melkmaschine arbeitest, ist das Melken sehr viel schneller erledigt als früher mit der Hand. Deswegen ist sie in der modernen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken. Sie erleichtert und verkürzt die Arbeit in einen Milchviehbestand enorm. Abhängig vom Typ des Stalls gibt es fest eingebaute Melkanlagen (z. B. Melkstände in Laufställen), teilweise tragbare Geräte (z. B. in Anbindeställen) oder mobile Anlagen für Weiden.
Die Melkmaschinen bestehen u.a. aus vier Melk- oder Zitzenbechern, dem Milchsammelstück, kurzen und langen Milch- und Luftschläuchen, dem Pulsator, der Vakuumpumpe und einer Kühl- und Reinigungseinrichtung.
Wenn du mit der Maschine Kuhmilch gewinnst, stülpst du die Melkbecher über die Zitzen. Die Maschine erzeugt dann durch die Vakuumpumpe und den Pulsator einen Unterdruck, der im Rhythmus eines trinkenden Kalbes die Milch saugt. Im eingebauten Melkstand ist das Melkzeug fest installiert und du stehst als Melkerin oder Melker neben den Tieren etwa einen Meter tiefer. Von hier aus kannst du rückenschonend die Euterviertel reinigen und pflegen und das Melkgeschirr an- und ablegen.
Wie funktioniert ein Melkroboter?
Wenn du mit einem Melkroboter arbeiten möchtest, sparst du noch mehr Zeit für das Melken und verfügst als Landwirt über flexiblere Arbeitszeiten. Der Roboter – oder auch Automatisches Melksystem genannt – melkt Kühe auf automatisierte Weise. Wenn die Tiere in den Roboter gehen, werden sie über ein Tor eingeschlossen und der Roboter legt ihnen, nachdem er gereinigt hat, automatisch mit Hilfe von Ultraschall, Laser und optischen Sensoren das Melkgeschirr an. Der Hauptgrund für das Rind in den Roboter zu gehen ist das Kraftfutter, das es dort bekommt. Es ist zu vergleichen mit Süßigkeiten für den Menschen. Der Roboter öffnet sein Tor wieder, sobald der Milchfluss unter einen bestimmten Wert fällt.
Wie oft werden Milchkühe gemolken?
Milchkühe werden in der Regel zweimal am Tag von der Melkmaschine gemolken – morgens und abends. Wird ein Melkroboter eingesetzt, entscheiden die Tiere selbst, wann und wie oft sie von ihm gemolken werden.
Wieviel Milch gibt eine Kuh täglich?
Um ihr Kalb zu ernähren, gab eine Kuh früher ca. acht Liter am Tag. Eine hochgezüchtete moderne Milchkuh gibt heute durchschnittlich 50 Liter pro Tag. Da die Kuh mit ihrer Milch sehr viele wertvolle Nährstoffe abgibt, muss sie auch mit hochwertigen Futtermitteln gefüttert werden, um so eine große Leistung zu vollbringen. Von einer Kuh, die auf der Weide gehalten wird und fast nur Gras und Heu über Heuraufen frisst, bekommt der Landwirt weniger Milch.
Wo kannst du lernen, Kühe zu melken?
Wenn du als Laie nicht nur theoretisch etwas lesen und lernen möchtest über das Melken von Milchkühen oder deine Kinder einmal selbst Kühe melken möchten, kannst du dich auf bestimmten landwirtschaftlichen Höfen zu Kursen anmelden. Auf manchen Bauernhöfen kannst du auch gleichzeitig Urlaubstage verbringen.
Fazit
Kühe richtig zu melken, ist wichtig für die Eutergesundheit der Milchkühe und für die Qualität des Lebensmittels Milch. Dafür musst du das Euter vor dem Melken reinigen und pflegen. Über das Vormelken kannst du überprüfen, ob die Milch bestimmten Kriterien entspricht. Flockt sie aus oder ist sie verfärbt, darf die Kuhmilch nicht abgegeben werden. Melkst du das Rind mit der Hand, umfasst du die Zitze am Grund mit Daumen und Zeigefinger. Durch Druck auch über die weiteren Finger verlässt die Milch die Zitze und gelangt nach außen. Heutzutage sind jedoch üblicherweise Melkmaschinen oder sogar Melkroboter im Einsatz, mit deren Hilfe du Milch melken kannst.
Quellen:
https://tirol.lko.at/einmaleins-des-melkens+2500+2535830
https://www.bauernhof.net/enzyklopaedie/melken/
https://de.wikipedia.org/wiki/Melken
https://de.wikipedia.org/wiki/Melkmaschine
https://milchliebe.de/milchsorten/kuhmilch/wie-viel-liter-milch-gibt-eine-kuh-am-tag/