In der Natur sind Kaninchen den ganzen Tag beschäftigt. Sie suchen Futter, bauen und buddeln an ihrem Tunnelsystem, sind mit Paarungsspielen befasst und ziehen ihre Jungen groß. Außerdem leben Wildkaninchen gesellig in der Gruppe. Rangordnungskämpfe sind an der Tagesordnung. In der Obhut des Menschen sieht der Kaninchenalltag ganz anders aus. Das Kaninchen bekommt das Futter präsentiert, es kann Höhlengänge bei Käfig- oder Gehegehaltung nur eingeschränkt bauen und Jungtiere zieht es beim Menschen in der Regel nicht auf. Da die Tiere meist allein oder zu zweit gehalten werden, kämpfen sie nicht um die Rangordnung.
Damit sich dein Kaninchen nicht langweilt und beginnt, seelisch und körperlich darunter zu leiden, dass es permanent unterfordert ist, musst du es als Tierhalter artgerecht halten und beschäftigen. In unserem Ratgeber „Stall und Käfig für Kaninchen, Hamster & Co. So fühlen sich die Tiere wohl“ erfährst du, an was du alles denken solltest, wenn du für dein Tier einen Käfig oder einen Stall einrichtest. In jedem Fall solltest du den Kaninchenkäfig und den Kaninchenauslauf optimal mit Beschäftigungsmaterial ausstatten. Das entspricht den Bedürfnissen der Tiere.
Den Alltag deines Tieres kannst du außerdem abwechslungsreich gestalten, indem du intensiv Zeit mit ihm verbringst. Zum Beispiel kannst du mit ihm Clickertraining für Kaninchen und Kaninhop trainieren. Wie diese beiden „Kaninchen-Sportarten“ genau funktionieren, erfährst du hier in unserem Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Clickertraining?
Mit dem Clickertraining kann man das Verhalten von Tieren, zum Beispiel von Delfinen, Katzen und Hunden, aber auch von Kleintieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen beeinflussen. Es wird insbesondere in der Ausbildung von Tieren genutzt.
Der Klicker ist ein Gerät, das ein akustisches Signal, das sogenannte „Klick“-Geräusch, erzeugt. Das Geräusch wird immer dann vom Trainer ausgelöst, wenn das Tier ein gewünschtes Verhalten zeigt. Die Tiere lernen, dass sie immer direkt nach dem „Klick“ eine Belohnung in Form von Leckerlis erhalten. Der Mensch nutzt beim Klickertraining den Effekt, dass das Tier ein bestimmtes Verhalten viel häufiger zeigt, wenn dieses Verhalten konsequent belohnt wurde. Wichtig für die Funktion des Klickers ist, dass sein Klang für die Tiere einzigartig ist und sie dieses Geräusch ausschließlich mit der Belohnungssituation verbinden.
Beim Targettraining, das meist beim Kaninchen durchgeführt wird, bringt der Trainer das Tier mit Belohnungen dazu, mit seinem Kopf einem Target Stick zu folgen. Wenn das Tier das gelernte Verhalten beherrscht, kann der Trainer das Tier damit wie an einer Leine führen. Darüber hinaus kann der Trainer dem Tier mit dem Stick andere Übungen beibringen.
Wie funktioniert Clickertraining beim Kaninchen?
Um dein Kaninchen zu trainieren, benötigst du einen handelsüblichen Klicker, einen Targetstick und Leckerli zur Belohnung. Die Belohnung muss deinem Kaninchen besonders gut schmecken. Probiere vor dem Kaninchen Clickertraining am besten zuerst aus, welche Leckerli dein Kaninchen am liebsten mag. Achte jedoch darauf, dass das Leckerli nicht getreide- oder zuckerhaltig ist. Gut geeignet als Leckerli sind zum Beispiel Apfel- oder Möhrenstücke sowie Erbsenflocken.
Als erstes musst du dafür sorgen, dass dein Kaninchen das Klickergeräusch mit der Belohnung in Zusammenhang bringt. Dafür reichst du dem Kaninchen sein Leckerli und in dem Moment, in dem das Kaninchen sein Futter nimmt, klickst du. Dies wiederholst du einige Male, mach dann eine Pause und wiederhole es wieder.
Dann kannst du bereits mit einfachen Übungen beginnen. Trainiere jetzt zum Beispiel, dass das Kaninchen auf seinen Namen hört. Immer wenn du den Namen deines Kaninchens laut aussprichst und es sich dir aufmerksam zuwendet, klicke mit dem Klicker und belohne es mit einem Leckerli. Je besser die Übung nach mehrmaligem Wiederholen und Pause machen funktioniert, desto größer kann die Entfernung zwischen dir und deinem Tier sein, wenn du es rufst.
Als nächstes nimm den Targetstick mit hinzu. Dieser soll dem Kaninchen demnächst vorgeben, wohin es hoppeln soll. Fange direkt an, dein Kaninchen zu konditionieren, wenn es den Stick erstmals kennenlernt und beschnuppert. Jedes Mal, wenn es zufällig an die Spitze des Stabs kommt, klicke und belohne es mit einem Leckerli.
Bei der nächsten Übung rufst du den Namen des Kaninchens und zeige ihm den Stick. Wenn das Kaninchen die Spitze anschubst, folgt die Belohnung. Wenn das nach häufigem Wiederholen gut funktioniert, kannst du wieder die Entfernung erhöhen.
Für die nächst schwierigere Aufgabe bewegst du den Stick langsam vom Kaninchen weg. Wenn das Tier hinterher hoppelt und mit der Nase dagegen stupst, wird es wieder belohnt. Auch dieser Ablauf wird immer wieder mit Pausen geübt.
Wenn dein Liebling gelernt hat, hinter dem Targetstick her zu hoppeln, kannst du dir neue Übungen einfallen lassen. Denke dir zum Beispiel einen kleinen Parcours aus oder lasse dein Kaninchen über Hürden hüpfen. Mit dem Clickertraining für Kaninchen sorgst du dafür, dass dein Tier sinnvoll beschäftigt ist. Das gemeinsame Training hat außerdem den großen Vorteil, dass es die Bindung und das Vertrauen des Kaninchens zu dir stärkt.
Was ist Kaninhop?
Kaninhop ist eine Sportart, bei der Hauskaninchen über eine bestimmte Anzahl von Hindernissen springen. Dabei tragen sie ein Geschirr und werden von ihrem Besitzer an der Leine geführt. Kaninhop hat seinen Ursprung in Schweden. Schwedische Kaninchenzüchter begannen in den 1970er Jahren mit ihren Tieren diesen Sport zu betreiben. Mittlerweile gibt es Kaninhop-Vereine in fast allen europäischen Ländern. In Deutschland gehören die Kaninhop-Vereine meist zu den Zuchtvereinen der Rassekaninchenzüchter und sind dem Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V. (ZDRK) angeschlossen. Vom ZDRK wurden Regeln für den Kaninchen Hop Sport veröffentlicht.
Verschiedene Schwierigkeitsklassen richten sich nach dem unterschiedlichen Können der Tiere. In der leichten Klasse sind zum Beispiel acht Kaninhop Hindernisse zu überspringen. Sie dürfen maximal 25 Zentimeter hoch sein. Kaninchen, die in der höchsten Klasse springen, müssen zwölf Hindernisse mit mindestens 45 Zentimeter bewältigen.
Klassenwettbewerbe werden in den Wettbewerbsarten Gerade Bahn, Hindernisparcours und Freies Springen ausgetragen. Bei der Geraden Bahn werden Hindernisse einfach hintereinandergestellt. Ihre Anzahl und ihre Höhe hängen von der einzelnen Klasse ab. Beim Parcours sind die Hindernisse wie beim Pferde-Springreiten auf einer festgelegten kurvigen Strecke aufgestellt. Ihre Anzahl und ihre Höhe sind auch klassenabhängig. Beim Freien Springen hüpfen die Kaninchen ohne Leine über die Hindernisse. Hierfür muss die Bahn bzw. der Parcours so abgesichert sein, dass die Tiere nicht weglaufen können. Es gewinnt das Kaninchen, das seine Strecke am schnellsten und mit den wenigsten Fehlern hinter sich lässt.
Außerdem werden beim Kaninhop Wettbewerbe im Punktespringen, im Parallelspringen und im Ausscheidungsspringen durchgeführt. Beim Punktespringen werden zehn Kaninchen Hindernisse auf einer kreisrunden Bahn aufgebaut. Die Hindernisse, die das Kaninchen in 30 – 60 Sekunden fehlerfrei überspringt, werden gezählt. Beim Parallelspringen sind zwei Hindernisbahnen parallel mit mindestens zehn Hindernissen aufgebaut. Immer zwei Kaninchen treten gegeneinander an. Dabei startet jedes Kaninchen gegen jedes. Beim Ausscheidungsspringen gibt es drei Durchgänge mit zehn Hindernissen. Es kann auf der geraden Bahn, auf einem Parcours und als Freies Springen ausgetragen werden. Im ersten Durchgang sind die Hindernisse 25 Zentimeter hoch, im zweiten Durchgang 35 Zentimeter und im dritten Durchgang 40 Zentimeter. In die nächste Runde kommen die Kaninchen, die in der vorherigen nicht über drei Fehler gemacht haben.
Wie lernt mein Kaninchen das Kaninhop?
Der wichtigste Kaninchen Trainings-Tipp ist, dass du deinem Tier Kaninhop in Ruhe und mit viel Spaß und Ausdauer beibringst. Dein Kaninchen soll mit dieser Beschäftigung ausschließlich positive Erlebnisse in Verbindung bringen.
Zu Beginn muss sich dein Kaninchen an das Geschirr gewöhnen. Dafür lege ihm das Geschirr mehrmals täglich kurz an, so dass es genug Zeit hat, sich daran zu gewöhnen. Als nächstes befestige die Leine am Geschirr. Achte darauf, dass das Kaninchen anfangs trotzdem selbst bestimmt, wohin es läuft. Es soll keine negativen Eindrücke vom Laufen an der Leine haben. Wenn es sich an die Leine gewöhnt hat, kannst du vorsichtig anfangen, es zu lenken. Dabei solltest du niemals ruckartig an der Leine ziehen, damit sich das Tier nicht erschreckt. Funktioniert der Gang an der Leine gut, kannst du das Tier vor ein Hindernis setzen, das maximal fünf Zentimeter hoch ist. Wenn es nicht von sich aus springt, kannst du es vorsichtig darüber heben. Auch kannst du versuchen, das Tier mit Leckerli über das Hindernis zu locken. Jedes Mal rufst du „Hopp“, wenn es springen soll. Auf diese Weise erreichst du, dass das Tier später weiß, was du von ihm erwartest. Wenn die ersten Trainingseinheiten gut geklappt haben, kannst du mehrere Hindernisse aufbauen und sie erhöhen.
Bitte überforder dein Kaninchen nie! Respektiere, wenn es keine Lust zum Springen hat. Verschiebe dann das Training auf einen Zeitpunkt, an dem es wieder Freude am Sport mit den Hindernissen zeigt.
Wenn dein Kaninchen sich nicht an die Leine gewöhnt oder nicht springen möchte, akzeptiere sein Verhalten und suche für dein Tier eine andere Beschäftigung. Im Sinne des Tierschutzes ist es wichtig, dass Kaninhop deinem Tier Spaß macht und es nicht zum Zwang wird.
Der Deutsche Tierschutzbund lehnt in einem Statement Kaninhop ab. Die Atmosphäre bei einem Wettkampf stelle für das Kaninchen einen zu hohen Stressfaktor dar. Kaninchen seien Fluchttiere und wollten bei Beunruhigung spontan weglaufen und sich einen Unterschlupf suchen. Außerdem könne es bei körperlicher Überforderung auch zu Folgeschäden wie Wirbelsäulenverletzungen kommen.
Fazit
Mit dem Clickertraining für Kaninchen und dem Kaninhop kannst du im Alltag deines Kaninchen für Abwechslung sorgen und es sportlich betätigen. Außerdem bewirkst du damit, dass dein Tier zusätzliches Vertrauen zu dir aufbaut.
Beim Clickertraining mit dem Kaninchen erreichst du mit Hilfe eines Klickers und Leckerli, dass dein Kaninchen mit dem Kopf dem Targetstick folgt. Das Clickertraining erfolgt straf- und zwangfrei. Das Tier lernt durch positive Verstärkung in Form von Belohnung mit Leckerli dem Stick zu folgen.
Beim Kaninhop lernt das Kaninchen über Hindernisse zu springen. Sein Besitzer führt es dabei an einer Leine, die an einem Brustgeschirr befestigt ist. Bei dieser Kanichensportart musst du als Besitzer darauf achten, dass dein Kaninchen beim Training Spaß an der Sache hat und freiwillig springt. Unwillige Tiere solltest du nie zu einem Sprung zwingen.
Da die Wettkampfatmosphäre viel Stress für das Fluchttier Kaninchen bedeutet, lehnen Tierschützer die Teilnahme auf Wettkämpfen ab. Fremde Menschen, viele andere Kaninchen und eine laute und ungewohnte Umgebung stressen das Kaninchen. Gegen kleine Hindernisse im Auslauf, die die Tiere freiwillig überspringen, haben Tierschützer keine Einwände.
Quellen:
https://www.kaninchen-haltung.com/pflege/kaninhop/
https://kaninchenstallwelt.de/kaninchen-artgerecht-beschaeftigen/
https://de.wikipedia.org/wiki/Klickertraining
https://www.kaninchenberatung.de/pages/infos/haltung/klickertraining.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaninhop
https://www.kaninchenschutz.de/informieren/allgemeines/kein-kaninhop
http://www.zdrk.de/fileadmin/2013/kaninhopdm/Regeln_fuer_den_Kanin_Hop_Sport.pdf